Kostenfaktor Materialeffizienz – was Sie wissen müssen

Wenn es darum geht, im pro­du­zie­ren­den Gewerbe Kosten zu redu­zie­ren, ist der erste Impuls vieler Unter­neh­mer, Personal ein­zu­spa­ren. Es gibt jedoch eine viel bessere Mög­lich­keit der Kos­ten­re­du­zie­rung, die bislang viel zu selten genutzt wird: Die Erhöhung der Mate­ri­al­ef­fi­zi­enz.

Mate­ri­al­ef­fi­zi­enz ist das Ver­hält­nis von Output, also dem Produkt, zu Input, dem ver­wen­de­ten Material. Ziel ist es, das bei der Pro­duk­ti­on ein­ge­setz­te Material effi­zi­en­ter und somit kos­ten­spa­ren­der ein­zu­set­zen, ohne dabei die Menge oder Qualität des pro­du­zier­ten End­pro­dukts zu beeinflussen.

Das Potenzial dieses Vorgehens ist enorm: Laut einer Studie des sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes sind knapp die Hälfte der Kosten von kleinen und mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men (KMUs) Mate­ri­al­kos­ten. Es wird geschätzt, dass 20 Prozent dieser Mate­ri­al­kos­ten durch eine Ver­bes­se­rung der Effizienz ein­ge­spart werden können. Diese Erspar­nis­se ent­spre­chen rund 2,5 Prozent des durch­schnitt­li­chen Umsatzes eines KMUs, welche sich direkt gewinn­wirk­sam auswirken könnten. Zum Vergleich: Um einen der­ar­ti­gen Gewinn­zu­wachs zu erzielen, müsste sich der Umsatz des Unter­neh­mens um 30–50% erhöhen.

materialeffizenz diagramm

Neben den beträcht­li­chen Kos­ten­ein­spa­run­gen hat es zudem auch einen öko­lo­gi­schen Effekt, effi­zi­en­ter mit Mate­ria­li­en umzugehen. Die „Cleaner Pro­duc­tion“, also die Mini­mie­rung von Abfällen sowie das Recycling und die Wie­der­ver­wen­dung von Mate­ria­li­en ver­rin­gern nicht nur die Kosten einer Pro­duk­ti­on, sondern auch die Umwelt­be­las­tun­gen, die durch sie entstehen.

Möchte man her­aus­fin­den, welche Poten­zia­le im eigenen Unter­neh­men zur Stei­ge­rung der Mate­ri­al­ef­fi­zi­enz vorliegen, ist es wichtig, immer den gesamten Pro­duk­ti­ons­pro­zess unter die Lupe zu nehmen. Da dieses Vorhaben tief­ge­hen­de Kennt­nis­se von Fer­ti­gungs­pro­zes­sen sowie eine umfas­sen­de Analyse der Unter­neh­mens­struk­tur erfordert, greifen viele Unter­neh­men auf externe Berater zurück, die ihnen Ver­bes­se­rungs­po­ten­zia­le aufzeigen sollen.

Sind erst einmal Opti­mie­rungs­po­ten­zia­le der Mate­ri­al­ef­fi­zi­enz erkannt, gibt es ganz unter­schied­li­che Verfahren, um diese Effi­zi­enz­stei­ge­rung praktisch umzusetzen.

„Zero Loss Manage­ment“ ist ein möglicher Lösungs­an­satz. Es geht darum, Prozesse so zu gestalten, dass Mate­ri­al­ver­lust und daraus ent­ste­hen­de Kosten in der Lie­fer­ket­te sowie in der Pro­duk­ti­on vermieden werden. Gemeint ist hier das Material, das in den Pro­duk­ti­ons­pro­zess einfließt, also über den eigenen Wert hinaus Ver­ar­bei­tungs­kos­ten ver­ur­sacht, letztlich aber nicht in das End­pro­dukt mit­ein­geht und somit auch nicht vom Kunden bezahlt wird.

Ein konkretes Anwen­dungs­bei­spiel wäre bei­spiels­wei­se, die Mess- und Regel­tech­nik des Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses anzu­pas­sen. So werden qua­li­täts­be­ding­te Verluste im Prozess ver­rin­gert und es entsteht weniger Ausschuss. Neue Tech­no­lo­gien können dabei helfen – durch die Anwendung von optischen 3D-Ver­fah­rens können über 90% des Ver­schnitts reduziert werden.

Ein weiteres bekanntes Konzept nennt sich „Design to cost“. Diese Form der Opti­mie­rung setzt schon vor dem eigent­li­chen Pro­duk­ti­ons­pro­zess an, nämlich in der Pro­dukt­ent­wick­lung. Dabei wird das Pro­dukt­de­sign im Vorn­her­ein so ver­bes­sert, dass die Mate­ri­al­ver­brauch ver­rin­gert und die Kos­ten­ef­fi­zi­enz gestei­gert wird. Eine Mög­lich­keit wäre zum Beispiel, ein Produkt gewichts­re­du­ziert und somit res­sour­cen­scho­nen­der zu designen.

Weitere einfache Maßnahmen zur Stei­ge­rung des Mate­ri­al­ef­fi­zi­enz sind Mate­ri­al­sub­sti­tu­ti­on, also die Ver­wen­dung von weniger Material mit besserer Qualität, ver­stärk­tes Werk­stoff­re­cy­cling sowie nicht zuletzt eine bessere Aus­las­tung von Geräten und Spezialmaschinen.

Letztlich geht es darum, alle vor­han­de­ne Res­sour­cen besser zu nutzen, um kos­ten­scho­nen­der zu pro­du­zie­ren. Kosten lassen sich darüber hinaus nicht erst während der Pro­duk­ti­on beim Material, sondern darüber hinaus in der Planung und im Aufbau der Pro­duk­ti­ons­li­ni­en einsparen, die bei­spiels­wei­se weniger Strom benötigen. Eventuell bietet sich auch ein Austausch älterer Gebraucht­maschinen an.